Forum fragt: Wie viel öffentliche Förderung ist der Sport uns wert?

Administrator (masterchief) on 11.12.2017

Deister-Journal vom 11.12.2017

Barsinghausen (eb). Das Beste vorweg: Die Kommunikationskultur zwischen dem Sport, der Politik und der Verwaltung zeigt sich wesentlich verbessert. Sie reden wieder miteinander und nicht nur (schlecht) übereinander. Letzteres ließ das Miteinander vor etwa zwei Jahren nahezu komplett erfrieren. Grund dafür waren die Beschlüsse anlässlich der zweifellos wichtigen Konsolidierung des kommunalen Haushalts, die den organisierten Sport der Deisterstadt besonders arg getroffen hatte. (Deister-Journal vom 11.12.2017)

Barsinghausen (eb). Das Beste vorweg: Die Kommunikationskultur zwischen dem Sport, der Politik und der Verwaltung zeigt sich wesentlich verbessert. Sie reden wieder miteinander und nicht nur (schlecht) übereinander. Letzteres ließ das Miteinander vor etwa zwei Jahren nahezu komplett erfrieren. Grund dafür waren die Beschlüsse anlässlich der zweifellos wichtigen Konsolidierung des kommunalen Haushalts, die den organisierten Sport der Deisterstadt besonders arg getroffen hatte.

Ob sich die drei anfangs genannten Vertretungen nun auf einem guten Weg befinden, sei zunächst dahingestellt. Fakt ist jedenfalls, dass man gemeinsam versuchen will, dem Sport in dieser Stadt seinen Stellenwert zurückzugeben. Das „Forum für Politik und Kultur Barsinghausen“ hatte in seiner jüngsten Veranstaltung das spannende Thema „Lokaler Sport“ auf seine Agenda gesetzt – genauer gesagt zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, bei der maßgebliche Köpfe aus Politik, Verwaltung und Sport zur Stellungnahme aufgefordert wurden.

Dazu traten im ASB-Bahnhof Basche die Ratsvorsitzende Claudia Schüßler (MdL der SPD) für die Politik, der 1. Stadtrat Dr. Thomas Wolf für die Verwaltung und Berthold Kuban als Vorstandssprecher des Sportrings Barsinghausen (SRB) für den Sport an. Moderiert wurde das Podium vom Sportjournalisten Erk Bratke, der im Verlauf des kurzweiligen Abends auch das Plenum mit in die Diskussion einbezog. Eingefunden hatte sich eine überraschend – oder sollte man sagen: enttäuschend – kleine Gruppe von interessierten Mitbürgern, die dafür aber vehement und umso engagierter mitdiskutierte.

Nach der Begrüßung durch Helmut Steinert vom Forum und einer Kurzvorstellung der Protagonisten nannte der Moderator zum Einstieg zwei wichtige Zahlen: 37 Vereine unterschiedlicher Struktur bilden den Sportring Barsinghausen, der damit rund 10.000 Bürgerinnen und Bürger hinter sich bringt. „Hinzu kommt sicherlich noch eine gehörige Anzahl an Menschen, die in den gewerblichen Fitnesscentern oder bei anderen Organisationen wie beispielsweise im Kneipp-Verein oder bei den Naturfreunden Sport treiben“, umschrieb Bratke den Stellenwert des örtlichen Sports. Sport sei mit Aufgaben wie etwa Gesunderhaltung, Gemeinsinn, Miteinander und Wohlbefinden, Integration und Wertevermittlung omnipräsent und diene im Grunde der gesamten Gesellschaft. „Wie viel öffentliche Förderung ist uns das wert?“ hatte das Forum in seiner Einladung gefragt. Dieser Frage sowie den dazugehörigen Ankerpunkten wie „Finanzielle Förderung und deren Verteilung“, „Instandhaltung und Pflege von Sportstätten“ sowie „Erarbeitung eines Sportentwicklungsplans“ sollte im Verlauf nachgegangen werden – konkrete Ergebnisse waren freilich nicht zu erwarten.

Impulsvortrag: Michaela Henjes (Zweite von links) vermittelte anschaulich die Sportförderung der Stadt Langenhagen,
 wo sie ehrenamtlich als Vorsitzende des dortigen Sportrings tätig ist.

Impulsvortrag: Michaela Henjes (Zweite von links) vermittelte anschaulich die Sportförderung der Stadt Langenhagen, wo sie ehrenamtlich als Vorsitzende des dortigen Sportrings tätig ist.

Ein Impuls setzte zunächst Michaela Henjes. Die Expertin vom Regionssportbund Hannover (zuständig für den Gesamtbereich Sportringe in der Region) vermittelte anschaulich die Sportförderung der Stadt Langenhagen, wo sie obendrein als ehrenamtlich tätige Vorsitzende des dortigen Sportrings agiert. Der Kurzvortrag zeigte Langenhagen als Schlaraffenland im Sinne des lokalen Sports. „Uns gibt es schon seit 48 Jahren und die Zusammenarbeit mit der Stadt ist von großem Vertrauen geprägt“, sagte Henjes. Oftmals höre sie Vergleiche wie „Der SRL ist der Mercedes unter den Sportringen der Region“. Sie gab unumwunden zu, dass die von der Stadt Langenhagen bereitgestellten Fördergelder nicht auf jede andere Kommune übertragbar seien. Allein aufgrund der sehr viel höheren Einnahmen aus der Gewerbesteuer könne die Flughafenstadt in ungleich stärkerem Maß die Belange des Sports fördern.

Auch das Prozedere stellte Henjes vor: Der Langenhagener Sportring prüfe die jeweiligen Zuschussanträge der Vereine, gibt grünes Licht und dann zahle die Stadt die Gelder, wobei sich die Höhen der Fördersummen an den Mitgliedszahlen der Vereine und am Bedarf im Bereich der Sportstätten orientiere. Hallennutzungsgebühren, wie sie die Stadt Barsinghausen im Zuge der Haushaltskonsolidierung eingeführt habe, gibt es in Langenhagen nicht. Aufmerksam aufgenommen wurde auch die Tatsache, dass der SR Langenhagen etliche Aufgaben der Verwaltung übernehme, wodurch die Kommune wiederum Einsparungen im Personalbereich tätigen konnte. Henjes: „So wurden aus ehemals vier Stellen nur noch eine halbe Stelle im Sportamt.“

„Ein Vergleich zur Stadt Langenhagen verbietet sich natürlich, aber vielleicht gibt es im Konzept durchaus Ansatzpunkte, die man sich in und für Barsinghausen abgucken könne“, fragte Moderator Bratke nach dem Impulsvortrag in die Runde, die anschließend munter drauf los diskutierte. Ein aktueles Beispiel, das Michaela Henjes auf DJ-Nachfrage im Nachklapp beantwortete: Der Wildschweinschaden im REWE-Sportpark (Waldstadion) des TSV Barsinghausen – wie würde ein solcher Fall in Langenhagen bewertet werden? Henjes: „Der Verein ermittelt die Kosten zur Wiederherstellung, reicht einen Zuschussantrag bei uns ein, den wir im Sportring prüfen und dann an die Stadt weiterleiten. Der Verein würde dann wohl mit einem Drittel der Kosten bedacht werden.“

Zurück zum Podium: „Ja, wir sind inzwischen auf einem guten Weg“, bekräftigte auch Claudia Schüßler. Der Sportring sei hier ein wichtiger Ansprechpartner und helfe dabei, dass die Vereine nicht für sich selbst und ihre Interessen eintreten müssten. Dass bei der Haushaltskonsolidierung im Sport stark gekürzt worden sei, sei keinesfalls Wunsch der Politik, sondern eben Notwendigkeit gewesen. Nachdem sich die Finanzlage der Stadt nun verbessert habe, müsse es darum gehen, die Mittel mit Augenmaß zu erhöhen, sagte die Ratsvorsizende. Darüber seien sich auch weite Teile der Ratsparteien einig. Die Frage, wie weit die Erhöhung gefasst werde, sei freilich noch offen. Standpunkte hätte die Politik jedenfalls abgegeben, bestätigten auch Stadtrat Wolf und SRB-Vorstand Kuban.

Man sei dabei, gemeinsam einen Pakt des Sports (siehe auch unter Sportring) zu schmieden, ergänzte Thomas Wolf und erklärte sogleich die Begrifflichkeit. Dabei gehe es um den Zusammenhalt und den Austausch, um die Kräfte zu bündeln. Regeln müssten her, damit der Sport sich planen könne. Dabei sei die Erstellung eines Sportentwicklungsplans eine der Hausaufgabe der Verwaltung. „Ja, das ist in Vorbereitung“, bestätigte Kuban. Erste Gespräche hätten bereits stattgefunden. In Planung ist ein interner Workshop als Eröffnungsveranstaltung, bei der eine Moderation durch LSB beziehungsweise RSB angedacht sei.

Diskussionsrunde: Michaela Henjes vom RSB,
 Moderator Erk Bratke,
 Ratsvorsitzende Claudio Schßler und Stadtrat Thomas wolf (von links). Fotos: privat/Tatge

Diskussionsrunde: Michaela Henjes vom RSB, Moderator Erk Bratke, Ratsvorsitzende Claudio Schßler und Stadtrat Thomas wolf (von links). Fotos: privat/Tatge

Von Moderatorenseite wurde Berthold Kuban aufgefordert, den Ist-Zustand der Sportförderung darzustellen – ebenso wie die mittlerweile formulierte (Neu)-Forderung. Indes erinnerte Stadtrat Wolf obendrein daran, dass die Stadt neben der reinen Sportförderung den Betrieb von zwei Bädern (Freibad Goltern und Deisterbad) sowie des AGS-Lehrschwimmbeckens unterstütze. Aus dem Plenum (Vereine und Politik) kam ergänzend hinzu, dass man die derzeitige Hallennutzungsgebühr wegen des bürokratischen Aufwands für „unvernünftig“ betrachte. Auch Themenbereiche wie die Integration von ausländischen Mitbürgern (besonders von Jugendlichen), die weniger werdende Bereitschaft fürs Ehrenamt und stetig sinkende Mitgliederzahlen mit dem „Sterben der Vereine“ als Ende der Fahnenstange wurden andiskutiert.

Bei der Themenvielfalt hätte der Abend weitaus länger dauern können, doch hatte man sich im Vorfeld auf die Dauer von 90 Minuten plus Verlängerung geeinigt. Abpfiff – aber vielleicht gibt’s ja noch ein Rückspiel. Der Sport in Barsinghausen hätte es verdient…

Zum Thema

Mittlerweile hat der Barsinghäuser Rat getagt und dabei den ersten Doppelhaushalt für die Jahre 2018 und 2019 verabschiedet. Nach viereinhalbstündiger Debatte gab es ein einstimmiges Votum für das Zahlenwerk der Verwaltung. Die Sportförderung wurde wie erwartet heiß diskutiert. Schlussendlich ergab sich eine eindeutige Mehrheit für den angereichten Antrag: Folglich werden die Sportvereine der Stadt in den nächsten Jahren jeweils die vom Sportring erhofften 120.000 Euro als allgemeine Sportförderung erhalten. Obendrauf kommt für 2018 ein Budget für Investitionen in Höhe von 50.000 Euro sowie ein Betrag von 20.000 Euro zur Finanzierung eines Sportstättenentwicklungsplans.

Bei der Ratssitzung wurden ferner zwei Zuschussanträge positiv beschieden: So erhält der TSV Barsinghausen  nach dem umfangreichen Wildschaden einen Zuschuss in Höhe von 7.000 Euro zur Wiederherstellung des Rasenplatzes und zur Verstärkung der Zaunanlage. 3.000 Euro gehen an den TSV Kirchdorf für den Umbau des Gymnastiksaals im Vereinsheim an der Max-Planck-Straße.

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